Was du über In-App-Käufe unbedingt wissen solltest

Was du über In-App-Käufe unbedingt wissen solltest

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1. Einleitung – Wie du deine App erfolgreich monetarisierst

Wer eine App entwickelt, möchte damit in der Regel auch Geld verdienen – sei es durch einmalige Käufe, Abonnements oder andere Modelle. Eine besonders verbreitete Monetarisierungsform sind In‑App‑Käufe (In‑App Purchases, IAP), bei denen Nutzer:innen direkt in der App digitale Inhalte oder Funktionen erwerben.

Was viele dabei nicht wissen: Apple (App Store) und Google (Play Store) schreiben bei kostenpflichtigen digitalen Inhalten meist die Nutzung ihrer eigenen IAP-Systeme vor. Externe Zahlungsanbieter wie Stripe oder PayPal dürfen in diesen Fällen nicht verwendet werden.

Daher ist es essentiell, die rechtlichen Rahmenbedingungen und technischen Voraussetzungen für In-App-Käufe zu verstehen, bevor man ein Monetarisierungsmodell plant und umsetzt. Dieser Artikel erklärt, welche Rechte und Pflichten sich aus den Richtlinien von Apple und Google ergeben, welche Arten von In-App-Käufen es gibt – und wie du diese sinnvoll und nutzerfreundlich in deine App integrierst.

2. Was sind In-App-Käufe überhaupt?

In-App-Käufe sind Kaufoptionen innerhalb einer App. Nutzer:innen können direkt in der Anwendung Inhalte oder Funktionen erwerben – ohne die App zu verlassen. Diese Käufe werden über die Plattformen Apple App Store oder Google Play Store abgewickelt.

Typen von In‑App‑Käufen:

  • Verbrauchbare Güter (Consumables): Einmal nutzbare Inhalte, z. B. virtuelle Münzen oder Boosts.
  • Einmalige Käufe (Non‑Consumables): Dauerhafte Freischaltungen, z. B. werbefreie Nutzung oder ein Premium-Feature.
  • Abos (Subscriptions): Regelmäßige Zahlungen für Premiuminhalte oder fortlaufende Funktionen.

Der Unterschied zu externen Bezahlmöglichkeiten liegt in der Abwicklung: Bei In‑App‑Käufen bleibt der gesamte Kaufprozess innerhalb der App.

3. Wann sind In-App-Käufe sinnvoll – oder sogar verpflichtend?

In-App-Käufe sind immer dann relevant, wenn eine App in irgendeiner Form Umsatz generieren soll – sei es durch Einzelkäufe, Abonnements oder Feature-Freischaltungen. In vielen Fällen sind sie nicht nur sinnvoll, sondern sogar verpflichtend, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind.

💡 Pflicht bei digitalen Gütern

Apple und Google schreiben die Nutzung von In‑App‑Käufen in der Regel verbindlich vor, wenn digitale Inhalte oder Funktionen direkt in der App verkauft werden. Dazu zählen unter anderem:

  • Mitgliedschaften & Premium-Accounts
  • Inhalte in Spielen oder Dating-Apps
  • Zugang zu digitalen Kursen, Coachings oder Communitys
  • Stellenanzeigen, Jobbörsen, E-Learning-Plattformen
  • Medienzugänge (z. B. Videos, Musik, Artikel, Downloads)
🛒 Erlaubt sind externe Zahlungen bei „echten“ Gütern oder Dienstleistungen

Nicht verpflichtend sind In-App-Käufe, wenn es um reale Produkte oder Services geht – also dann, wenn die Leistung außerhalb der App erbracht wird. Beispiele:

  • Essensbestellung (z. B. Pizza, Supermarktlieferung)
  • Mobilitätsdienste (z. B. E‑Scooter, Carsharing, Taxibuchung)
  • Buchung von Friseurterminen, Massagen, Reinigungen etc.
  • Versand physischer Waren aus einem Shop
🧩 Grauzonen & Sonderfälle

Gerade bei hybriden Modellen – etwa, wenn Inhalte teils digital, teils physisch sind – ist die Einordnung oft nicht eindeutig. In solchen Fällen ist Fingerspitzengefühl gefragt, auch in der Kommunikation mit Apple oder Google.

👉 Wir haben bereits viele Projekte mit sensiblen Monetarisierungsmodellen begleitet und kennen sowohl die Anforderungen der Stores als auch die typischen Stolperfallen. Wenn du dir unsicher bist, ob dein Geschäftsmodell In‑App‑Käufe voraussetzt, sprich uns gerne direkt an – auch bei der Argumentation oder Verhandlung mit Apple können wir unterstützen.

4. Vorteile von In‑App‑Käufen

In‑App‑Käufe bringen nicht nur Einnahmen, sondern stärken auch die Bindung der Nutzer:innen an eine App. Bei cleverer Umsetzung ist das Modell sehr nutzerfreundlich und skalierbar.

Vorteile im Überblick:
  • Umsatzsteigerung: Zusätzliche Erlösquellen direkt in der App
  • Kundenbindung: Nutzer:innen investieren und bleiben länger aktiv
  • Preisgestaltung: Flexibles Angebot je nach Bedarf und Zielgruppe
  • Angebotsvielfalt: Verschiedene Produkte oder Funktionen können einfach ergänzt werden

5. Herausforderungen & Risiken

So attraktiv In‑App‑Käufe für die Monetarisierung auch sind – es gibt auch einige Herausforderungen, die bei der Planung unbedingt berücksichtigt werden sollten.

💸 Provisionen der App Stores

Apple und Google erheben Provisionen auf alle über In‑App‑Käufe erzielten Umsätze. Dabei gelten aktuell (Stand 2025) folgende Staffelungen:

  • 15 % Provision für App-Entwickler:innen mit bis zu 1 Mio. USD Jahresumsatz über IAP (sog. „Small Business Program“)
  • 30 % Provision ab einem Jahresumsatz über 1 Mio. USD
  • Hinweis: Sonderregelungen oder abweichende Programme sind je nach Land, App-Kategorie oder Store-Updates möglich – Änderungen vorbehalten.
🔍 Strenge Prüfungen & Folgeanforderungen

Sobald über eine App kostenpflichtige Inhalte angeboten werden, nehmen Apple und Google die gesamte App häufig genauer unter die Lupe – insbesondere im Hinblick auf:

  • Transparenz von Preisen und Leistungen
  • Klarheit der Abo-Bedingungen (z. B. Laufzeit, Kündigung)
  • Einhaltung lokaler gesetzlicher Anforderungen (z. B. Widerruf, Datenschutz)
  • Umsetzung von UI-Richtlinien zur Kaufabwicklung

Gerade bei Abo-Modellen oder sensiblen Inhalten kann es zu Folgeanforderungen oder Rückfragen im Prüfprozess kommen. Diese führen nicht selten zu Verzögerungen bei der Veröffentlichung oder Updates.

⚠️ Nutzerkritik bei intransparenten Modellen

Auch auf Nutzerseite kann es zu Frust kommen – insbesondere wenn:

  • Abo-Fallen oder automatische Verlängerungen nicht klar kommuniziert werden
  • Inhalte hinter unerwarteten Paywalls liegen
  • unklare Preismodelle oder fehlende Kontaktmöglichkeiten bestehen

Ein sauber kommuniziertes und nachvollziehbares Monetarisierungsmodell ist deshalb nicht nur für die Stores, sondern auch für das Vertrauen der Nutzer:innen entscheidend.

6. Wie funktioniert die technische Integration von In‑App‑Payments?

Wer In‑App‑Käufe integrieren will, muss auf die Schnittstellen von Apple (StoreKit) bzw. Google (Billing Library) zurückgreifen. Beide Systeme bieten umfangreiche Funktionen, unterscheiden sich aber in einigen Details.

Technische Umsetzungsschritte:
  • Integration der jeweiligen Plattform-APIs
  • Aufbau des Backends zur Kaufverarbeitung
  • Anbindung an das Nutzerkonto für Käufe & Wiederherstellung
  • Sandbox-Tests für alle Kaufszenarien
  • Prüfung durch Apple/Google im Review-Prozess

Ein besonderer Fokus sollte dabei auf Sicherheit (z. B. Kaufverifikation über Server) und ein stabiles Fehlerhandling gelegt werden. Gerade bei wiederkehrenden Zahlungen (Subscriptions) ist in der Regel ein eigenes Server-Backend erforderlich, um:

  • den aktuellen Abo-Status regelmäßig zu überprüfen
  • Verlängerungen, Kündigungen oder Rückbuchungen korrekt zu erfassen
  • Nutzerrechte dynamisch anzupassen (z. B. bei auslaufendem Abo)

Fehlt diese Logik, kann es zu fehlerhaften Freischaltungen, unbeabsichtigtem Funktionsverlust oder Problemen mit der Store-Prüfung kommen.

7. Apple IAP vs. Google IAP im Vergleich

Beide Plattformen haben klare Richtlinien, welche Inhalte über In‑App‑Käufe verkauft werden dürfen – und welche nicht.

Unterschiede & Vorgaben:
  • Apple ist strenger in der Prüfung, erlaubt weniger externe Zahlungsdienste
  • Bei digitalen Inhalten (z. B. Premiumfunktionen, Medien) ist die IAP-Nutzung verpflichtend
  • Bei physischen Produkten oder Dienstleistungen (z. B. Essensbestellung) sind externe Zahlungen erlaubt

Sonderfälle wie Logins mit Bezahlcontent oder hybride Apps müssen im Vorfeld genau geprüft werden.

8. Best Practices aus realen Projekten

Aus Erfahrung wissen wir: Viele Fehler lassen sich vermeiden, wenn man bestimmte Best Practices berücksichtigt.

Empfehlungen aus der Praxis:
  • UX-Optimierung: Klarer Kaufprozess, transparente Kommunikation
  • Preisgestaltung: Fair, nachvollziehbar und gut begründet
  • Technik & Test: Umfangreiches Testing vor Live-Schaltung
  • Nutzerkommunikation: Abo-Bedingungen, Widerruf & Kontaktmöglichkeit klar aufführen

9. Alternativen und Ergänzungen zu In-App-Käufen

Nicht jede App muss über In‑App‑Käufe monetarisiert werden. Je nach Geschäftsmodell bieten sich auch andere Wege an:

  • Externe Zahlungen (z. B. Stripe, PayPal):
    Nur erlaubt für physische Produkte oder Dienstleistungen, z. B. Essensbestellungen, Mobilität oder Terminbuchungen.
    Für digitale Inhalte (z. B. Mitgliedschaften, Features, Kurse) sind externe Zahlungsanbieter nicht zulässig – hier gilt die IAP-Pflicht.
  • Werbung:
    Klassische Monetarisierung über Anzeigen – z. B. Google AdMob oder Meta Audience Network – eignet sich besonders für kostenlose Apps mit hoher Reichweite.
  • Affiliate & Sponsoring:
    Kooperationen, Produktverlinkungen oder gebrandete Inhalte bieten zusätzliche Einnahmequellen.

Wir verfügen über umfassende Erfahrung mit individuellen Zahlungsmodellen – insbesondere in Fällen, in denen die Anforderungen von Apple und Google spielraumspezifische Lösungen erfordern.

10. Fazit & Empfehlung

In‑App‑Käufe bieten eine hervorragende Möglichkeit, Apps gewinnbringend zu betreiben – wenn sie durchdacht geplant und sauber umgesetzt sind. Fragen wie Zielgruppe, Preisgestaltung, Technik und rechtliche Aspekte sollten frühzeitig berücksichtigt werden.

Unser Tipp: Lass dich frühzeitig beraten und entwickle gemeinsam mit Expert:innen ein nachhaltiges Monetarisierungskonzept.

👉 Gerne prüfen wir gemeinsam, welches Modell für deine App sinnvoll und zulässig ist – inklusive Unterstützung bei der Abstimmung mit den Plattformbetreibern.

 

Joey Welsche
Joey Welsche

IT-Projektmanagerin bei Golle IT mit Schwerpunkt auf digitale Transformation, E-Commerce-Lösungen, App- und Web-Entwicklung. Spezialisiert auf die Planung und Umsetzung komplexer IT-Projekte, einschließlich Migrationen, Integrationen und maßgeschneiderter Softwarelösungen für Unternehmen

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